س، سین
(س ب ح)
nusabbiḥu bi-ḥamdika, 2:30, 6:نُسَبِحُ بحمده
gehört zu den komplizierteren koranischen Wortkombinationen, die meistens nicht vollständig erklärt werden können. Der Begriff „nusabbiḥu“ (نُسبِّحُ) entstammt der Wurzel (س ب ح) in der Bedeutung von „Schwimmen“ im Wasser, oder einer Bewegung in der Luft (Raġib 1991). Bei beiden Bewegungen muss sich das, was schwimmt oder schwebt, oben halten, so dass dieses Wort jede Bemühung bezeichnet, die etwas hoch oder oben halten soll. In der arabischen Sprache wird die Seele (النفس) des Menschen (سُبحان) genannt, weil der Mensch sich stets bemüht, sie hochzuhalten. Sagt man: „Du bist über das, was sich in deiner Seele tut, bewusster“, dann benutzt man die Redewendung (انت اعلم بما فی سُبحانِک), (Ṣāḥib IbnʿIbād 1993). (سَبَّحَ) als Verbalnomen (tafʽīl, تفعیل) drückt eine Intensität oder Vielzahl aus. Also bedeutet das Verb im Grunde zunächst „etwas sehr weit nach oben (hoch) bringen“. Bezieht sich das Wort auf etwas Göttliches oder Gott selbst, dann drückt das aus, dass Gott viel höher ist, so dass er niemandem ähnelt, noch irgendeinen Makel haben könnte. Der Koran verwendet diesen Begriff in Bezug auf Gott manchmal in der Form (یسبح بحمده). In dieser Kombination geht die eine Handlung aus der anderen hervor. Die Grundlage der Handlung ist der Lobpreis, was bedeutet, die Vollkommenheit jemandes hervorzuheben, der des Lobes würdig ist. So als ob derjenige, der dies tut, ständig und tiefgehend die Vollkommenheit Gottes zeigt. Diese Sichtbarmachung der Vollkommenheit zeigt, dass Gott vollkommen und vollkommener, hoch und höher ist, als alles, was wir uns zuvor überhaupt vorstellen konnten. In keiner der bisherigen deutschen Übersetzungen wird diese Bedeutungsebene beachtet, wobei es auch äußerst schwierig ist, ein Wort zu finden, dass sowohl „schwimmen“ und „erheben“ beinhaltet, als auch „Vielzahl“ und „Vermehrung“. Wir verwenden das Wort „emportreiben“, weil das Verb „treiben“ auch eine schwimmende Bewegung ausdrückt und die Kombination auch die Bewegung nach oben verdeutlicht.
(س ج د)
sǧudū li-ˈādama, 2:34, 6:اُسجدوا لآدم
„Sağda“ von (س ج د) ist eine Haltung, durch die man das höchste Maß an Demut und Unterwerfung zeigt. Es gibt im Deutschen keine gute Entsprechung für dieses Wort.
(س ک ن)
skun, 2:35, 6: اُسکُن
entstammt der Wurzel (سکن) in der Bedeutung von „anhalten“ und „eine Zeit lang bewegungslos bleiben“.
(س ف ه)
as-sufahāˈ, 2:13, 3: السفهاء
ist der Plural von سفیه)) mit der Wurzel (س ف ه), was die Bedeutung von Leichtigkeit und Oberflächlichkeit impliziert. (السَفَه) bedeutet zum Beispiel die „Leichtigkeit des Körpers“ (Raġib 1991). Oder wenn die Webstruktur eines Kleidungsstückes durch das Alter nachlässt und das Stück dadurch leichter wird, nennt man dies (الثوب السفیه), (Ibn Fāres 1984). Dieses Wort wird auch für jemanden angewendet, der wenig Verstand hat, weshalb das Wort „geistesschwach“ hier als Übersetzung passend erscheint, weil es die arabische Wortbedeutung des „Leichtseins“, im Sinne des geistigen Leichtseins bzw. der Verstandesschwäche, annähernd zum Ausdruck bringt.
(س و م)
yasūmūnakum, 2:49, 8: یسومونکم
„yasūmūnakum“ (یسومونکم) hat seinen Ursprung in der Wurzel (س وم) und bedeutet, jemandem wiederholt Schmerz und Pein zufügen, so dass die Spuren davon an ihm sichtbar sind. So sagt man zum Beispiel über Schafe, die ständig zum gleichen Weideplatz ziehen und an diesem Ort die übertriebene Nutzung sichtbar wird: (الغنم السائمه، تسوم الکلاء سوماً). Mit „as-sawīm“ (السویم) ist ein Zeichen gemeint, das man auf einen Berg setzt, und „sīmā“ (سیما) ist das Zeichen für das Schlechte und Gute im Gesicht eines Menschen, so wie es in Koran 48:29 heißt: (سیماهم فی وجوههم من اثر السجود), und in Koran 55:41: (یعرف المجرمون بسیماهم), (At-Ṭūsī 1994).
(س و ی)
sawwāhunna, 2:29, 5: سوّیهن
von der Wurzel (س و ی) bedeutet ohne Präposition: „erschaffen, Gleichgewicht herstellen, formen und festigen“.
stawā ˈilā s-samāˈ, 2:29, 5: استوی الی السماء
entstammt der Wurzel (س و ی). Wenn diese Wurzel mit der Präposition (الی) verbunden wird, bedeutet sie „etwas beabsichtigen“, „mit Gewalt etwas beherrschen” oder auch “etwas beachten” (F. Al-Ṭabarsī 1997), 1, 139. In diesem Fall haben wir uns für das Wort „ersinnen“ als Übersetzung entschieden, da es hier als ein Bewusstseinsakt den Gedanken des „Sinn Gebens“, des „Ausdenkens, des „Konstruierens“, des „Planens“, „Entwerfens“ und „Schaffens“ in Bezug auf den Himmel wiedergibt.
über uns
Auf dieser in der Entstehung begriffenen Internetseite wird Ihnen ein Übersetzungsprojekt des Koran in deutscher Sprache vorgestellt, dass im Juli 2013 durch eine Gruppe von Islamwissenschaftlern, Theologen und Philosophen begonnen wurde.
Ausgehend von einer Sichtung und Untersuchung der vorhandenen Koranübersetzungen in deutscher Sprache, haben wir uns besonders auf die Übersetzungen seit dem Jahre 2000 konzentriert und sind zu der Entscheidung gelangt, eine neue Übersetzung mit etymologischer Herleitung einiger koranischer Schlüsselbegriffe und einem kurzen Kommentar (tafsir) zu erstellen.
Methodisch haben wir uns zum Ziel gesetzt, eine Übersetzung ausgehend vom Originaltext anzufertigen, die möglichst nahe am arabischen Text ist und keine Ergänzungen oder Hinzufügungen von Seiten der Übersetzer enthalten soll. Alles, was erklärt werden muss, ist entweder in Fußnoten zu finden, oder in der etymologischen Herleitung, bzw. im Kommentar.
Unsere Grundlage bei der Wahl von Wortentsprechungen im Deutschen sind die Wurzeln oder Radikale der jeweiligen arabischen Wörter. Durch eine Untersuchung der arabischen Wurzeln, der verschiedenen Ableitungen und Bedeutungsebenen und deren Vergleich mit Möglichkeiten in der deutschen Sprache, versuchen wir, eine Einheitlichkeit in die Übertragung arabischer Wörter ins Deutsche zu bringen. Soweit es möglich ist, halten wir diese gemeinsame Grundlage der Ableitungen arabischer Wurzeln in den verschiedenen Verbal- oder Nominalformen durch und wählen nur ein anderes Wort im Deutschen, wenn das Verständnis durch die Verwendung der eigentlichen Bedeutung aus der arabischen Wurzel erschwert oder unmöglich wird.
Bei der etymologischen Herleitung haben wir für jede Koranseite ca. 4 koranische Begriffe und ihre Wurzeln ausgewählt, die wir anhand klassischer Werke der arabischen Sprache und Grammatik wie „Mufradāt ar-Rāġib“, „Lisān al-ʽarab“, „
„Qamuso l-Loġah“ oder „Meṣbaḥo l-Monīr“... untersuchen, um davon ausgehend die gemeinsame Bedeutungsgrundlage in allen Ableitungen dieser Wurzeln festzustellen. Diese Grundlage versuchen wir dann ins Deutsche zu übertragen, um eine möglichst gute und konsequente Übersetzung zu finden.
Bei unserem Kommentar verfolgen wir einen rationalistischen Ansatz, der aus unserer Sicht dem Geist des Koran entspricht. Der Mensch, seine Beziehung zu Gott, zu den Menschen und zur Schöpfung steht bei unserer Betrachtung im Vordergrund.
Unser Kommentar basiert nicht nur auf den Gedanken der Autoren, sondern ist der islamischen Tradition begründet, weshalb wir schiitische und sunnitische Tafsir- Quellen, Hadithe und Überlieferungen aus den wichtigsten klassischen Quellen benutzen.
Wir möchten die anderen existierenden Koranübersetzungen nicht ersetzen, sondern eine neue Methode bzw. einen neuen Weg bei der Koranübersetzung vorstellen.
Darüber hinaus hoffen wir, dass unsere Übersetzung dem deutschsprachigen Leser ein besseres und tieferes Verständnis ermöglicht und ihn der Welt des Koran und der damit verbundenen Kultur näher bringt.
Diese Seite dient dazu, unser Vorhaben transparenter zu machen und dem interessierten Leser zu ermöglichen, mit seiner Kritik aber auch mit Lob auf unsere Übersetzung zu regieren, unsere Arbeit dadurch zu bereichern, so dass auf diese Weise ein neuer Diskurs zum heiligen Koran entsteht.