ش، شین

(ش ع ر)

yašʿurūn, 2:9, 3: یشعرون

entstammt der Wurzel (ش ع ر) und meint, den Dingen auf den Grund zu gehen, die feiner als ein Haar sind. (الشَعر) bedeutet „dünnes, feines Haar“ und (شعور) das „Verstehen von sehr feinen Angelegenheiten“. Der Dichter (شاعر) ist jemand, der mit seinen Worten sehr feine Sachverhalte wiedergibt und aufspürt. Die Übersetzung dieses Wortes mit „spüren“ zeigt im Deutschen sowohl den Aspekt „des sensiblen und feinen Erfahrens“, als auch die Bedeutung des „Aufspürens“ bzw. „des Auffindens von Spuren“ wie bei einer Jagd, und kommt der Bedeutung im Arabischen am nächsten.

 

(ش ف ع)

šafāʿa, 2:48, 7: شفاعه

entstammt der Wurzel (ش ف ع) und meint „gepaart sein“ und „Zusammensein zweier Dinge“. Zum Beispiel nennt man die Paarzahlen oder geraden Zahlen (الشفع), oder wenn das Junge eines Schafes mit diesem zusammen ist, nennt man dies (الشاة الشافع). Auch wenn jemand (der normalerweise ranghöher ist) jemand anderem zur Seite steht, um ihm einem Dritten gegenüber bei einer Angelegenheit zu helfen, d.h. Beistand zu leisten, benutzt man dieses Wort. In den gängigen Koranübersetzungen wird diese Bedeutung des „Beistandes“ oft übersehen. Obwohl die Bedeutung von „Beistehen“ viel stärker der arabischen Wurzel entspricht, benutzt man in den gängigen Übersetzungen eher „Fürbitte“ bzw. „Fürsprache“. Aus oben genanntem Grund scheint aber eine Übertragung von (شفاعه) als „Beistand“ hier angemessener zu sein.

 

(ش ک ر)

taškurūn, 2:52, 8: تشکرون

„taškurūna“ (تشکرون) entstammt der Wurzel (ش ک ر). In dieser Wurzel steckt die Bedeutung von „Wohltaten aufzeigen, sie sichtbar machen“, aber auch Bedeutungen wie „Fülle, Übervoll-Sein, Stärke und Überfluss“. Aus diesem Grund sagt man zum Beispiel „aš-šakīr“ (الشَّكِيرُ) zu Sprossen, die am unteren Teil des Baumes hervorkommen, und eine Kamelstute, deren Euter mit Milch gefüllt ist, nennt man „nāqah šakira“ (ناقة شَكِرَةٌ) (Raġib 1991). Wenn viel Regen herabregnet sagt man auch: (اشْتَكَرَتِ‏ السَّماءُ) (Kabir Madanī Šīrāzi 2005). Ausgehend davon bedeutet der Dank der Geschöpfe, die Wohltaten Gottes in ihren Handlungen, Aussagen und Herzen sichtbar zu machen, und sich diesen gegenüber erkenntlich zu zeigen. So sagt man zu einem Tier, das durch das Fressen weniger Kräuter dick wird: (الشَّكُورُ من الدواب) (Farāhīdī 1988). Das Gegenteil von „šukr“ (شكر) ist „kufr“ (كفر), da in diesem Wort die Bedeutung von „etwas bedecken“ steckt. So heißt es in Koran 2:152: (فَاذْكُرُونِي أَذْكُرْكُمْ وَاشْكُرُوا لِي وَلَا تَكْفُرُونِ). Von Imām aṣ-Ṣādiq wird überliefert, dass der Dank für die Wohltaten Gottes in der Vermeidung der von Ihm verbotenen Taten liegt (Al-Kolainī 1996), 2, 95. Gott selbst wird z.B. in Koran 2:158 auch als شاکر)), also als „Dankender“ bezeichnet, d.h. er zeigt sich erkenntlich, so dass sein Dank in der Sichtbarmachung unzähliger Wohltaten liegt.

über uns

Auf dieser in der Entstehung begriffenen Internetseite wird Ihnen ein Übersetzungsprojekt des Koran in deutscher Sprache vorgestellt, dass im Juli 2013 durch eine Gruppe von Islamwissenschaftlern, Theologen und Philosophen begonnen wurde.

 Ausgehend von einer Sichtung und Untersuchung der vorhandenen Koranübersetzungen in deutscher Sprache, haben wir uns besonders auf die Übersetzungen seit dem Jahre 2000 konzentriert und sind zu der Entscheidung gelangt, eine neue Übersetzung mit etymologischer Herleitung einiger koranischer Schlüsselbegriffe und einem kurzen Kommentar (tafsir) zu erstellen.

 Methodisch haben wir uns zum Ziel gesetzt, eine Übersetzung ausgehend vom Originaltext anzufertigen, die möglichst nahe am arabischen Text ist und keine Ergänzungen oder Hinzufügungen von Seiten der Übersetzer enthalten soll. Alles, was erklärt werden muss, ist entweder in Fußnoten zu finden, oder in der etymologischen Herleitung, bzw. im Kommentar.

 Unsere Grundlage bei der Wahl von Wortentsprechungen im Deutschen sind die Wurzeln oder Radikale der jeweiligen arabischen Wörter. Durch eine Untersuchung der arabischen Wurzeln, der verschiedenen Ableitungen und Bedeutungsebenen und deren Vergleich mit Möglichkeiten in der deutschen Sprache, versuchen wir, eine Einheitlichkeit in die Übertragung arabischer Wörter ins Deutsche zu bringen. Soweit es möglich ist, halten wir diese gemeinsame Grundlage der Ableitungen arabischer Wurzeln in den verschiedenen Verbal- oder Nominalformen durch und wählen nur ein anderes Wort im Deutschen, wenn das Verständnis durch die Verwendung der eigentlichen Bedeutung aus der arabischen Wurzel erschwert oder unmöglich wird.

 Bei der etymologischen Herleitung haben wir für jede Koranseite ca. 4 koranische Begriffe und ihre Wurzeln ausgewählt, die wir anhand klassischer Werke der arabischen Sprache und Grammatik wie „Mufradāt ar-Rāġib“, „Lisān al-ʽarab“, „

„Qamuso l-Loġah“ oder „Meṣbaḥo l-Monīr“... untersuchen, um davon ausgehend die gemeinsame Bedeutungsgrundlage in allen Ableitungen dieser Wurzeln festzustellen. Diese Grundlage versuchen wir dann ins Deutsche zu übertragen, um eine möglichst gute und konsequente Übersetzung zu finden.

 Bei unserem Kommentar verfolgen wir einen rationalistischen Ansatz, der aus unserer Sicht dem Geist des Koran entspricht. Der Mensch, seine Beziehung zu Gott, zu den Menschen und zur Schöpfung steht bei unserer Betrachtung im Vordergrund.

 Unser Kommentar basiert nicht nur auf den Gedanken der Autoren, sondern ist der islamischen Tradition begründet, weshalb wir schiitische und sunnitische Tafsir- Quellen, Hadithe und Überlieferungen aus den wichtigsten klassischen Quellen benutzen.

 Wir möchten die anderen existierenden Koranübersetzungen nicht ersetzen, sondern eine neue Methode bzw. einen neuen Weg bei der Koranübersetzung vorstellen.

 Darüber hinaus hoffen wir, dass unsere Übersetzung dem deutschsprachigen Leser ein besseres und tieferes Verständnis ermöglicht und ihn der Welt des Koran und der damit verbundenen Kultur näher bringt.

 Diese Seite dient dazu, unser Vorhaben transparenter zu machen und dem interessierten Leser zu ermöglichen, mit seiner Kritik aber auch mit Lob auf unsere Übersetzung zu regieren, unsere Arbeit dadurch zu bereichern, so dass auf diese Weise ein neuer Diskurs zum heiligen Koran entsteht.